Die Macht der Sprache

Gundula Sohr, Werdau, Germany

Sprache ist etwas Wunderbares. Durch Sprache sind wir Menschen verbunden, und unser Schöpfer benutzt auch Sprache, um mit uns zu kommunizieren. Er macht uns Seinen Willen durch Sprache bekannt.

Unsere Sprache ist etwas Einzigartiges, das Gott für uns erschaffen hat. Auch Tiere verfügen über Kommunikationssysteme, und es gibt sogar Forschungen zu der Kommunikation zwischen Bäumen des Waldes und zwischen anderen Pflanzen.

Als einziges Wesen können aber wir über unsere Äußerungen bewusst entscheiden, das heißt, sie geschehen nicht rein instinktiv und sie sind auch nicht generell lebensnotwendig.

Mit Worten können wir sowohl Gutes tun als auch Schaden anrichten. Mit Worten können wir Liebe ausdrücken, Freude zeigen, Hilfe, Trost und Ermutigung spenden. Andererseits können wir wie Satan durch Wörter lügen, die Wahrheit in Frage stellen, Abneigung und Hass ausdrücken, aufgestaute Wut und Aggression herauslassen.

Mit Wörtern loben und bekennen wir Gott und können Ihn um Verzeihung bitten. Durch unsere Sprache können wir Gott für Seine Vergebung und für unsere Errettung danken.

Wie bei allem, was Gott und Jesus in uns und für uns geschaffen haben, gibt es einen Plan dafür, wie und wozu es genutzt werden sollte. Der Umgang mit „allem, was Gott geschaffen hat“, „wird ja geheiligt durch Gottes Wort [und durch das Gebet]“ (1.Timotheus 4, 4-5). So enthält die Bibel auch Hinweise und Warnungen für die Verwendung unserer Sprache. Wie spannend, herauszufinden, wie Gott die menschliche Sprache in unser Leben eingliedern und für unseren Glauben nutzen will. Dabei will Er uns auch dazu hinführen, zu erkennen und fähig zu werden, unsere Sprache nicht zu nutzen, sondern darauf verzichten zu können.

In manchen Bibelstellen drückt sich Gott offen und drastisch aus. In den Sprüchen Salomos, Kapitel 13,3 empfiehlt und warnt Gott: „Wer den Mund hält, bewahrt sein Leben, wer ihn aufreißt, dem droht Verderben.“ Naheliegender Weise werden die meisten von uns das zu bewahrende Leben als unser körperliches verstehen. Ebenso werden wir davon ausgehen, dass sich die erwähnte Bedrohung auf unseren Körper und seine Unversehrtheit bezieht. Diese Annahme ist sicher berechtigt. Man muss sich aber nicht unbedingt  eine Situation vorstellen, in der ein Mensch durch seine Äußerungen so viel Aggression und Kontrollverlust in seinem Gegenüber hervorruft, dass ein Mord verübt wird. Selbst ein in Ruhe durchdachtes und ausgesprochenes Wort zum Beispiel gegenüber einem Arzt, der Zustimmung oder Ablehnung für einen Behandlungsvorschlag einfordert, kann lebenserhaltende oder lebensbedrohende Auswirkungen haben. Hananias und Saphira wurden auf Grund von wenigen verbalen Äußerungen, die nicht der Wahrheit entsprachen, mit dem Tod bestraft (Apostelgeschichte 5, 1-10).

 Genauso `vernichtend´ oder `belebend´ können Worte aus einem `aufgerissenen Mund´ aber auch für unsere Psyche sein. Damit meine ich nicht nur Situationen, in denen wir durch Worte eines anderen getroffen, verletzt, und in unserem ganzen Ich in Frage gestellt werden. Für mich persönlich ist es mindestens genauso schwer zu ertragen, dass meine eigenen Worte einen anderen Menschen verletzt und zusammengestaucht haben. Beide Erfahrungen bleiben leider sehr lange in meinem Gedächtnis haften. Beide Erfahrungen haben körperliche Auswirkungen wie Schwäche, Unsicherheit, Energieverlust. Die schlimmere Erfahrung ist jedoch, wenn ich selbst die Verletzung und das Zusammenfalten eines anderen Menschen verursacht habe. Denn dies ist auch eine Verletzung für Gott. Nicht nur gegen meinen Mitmenschen, sondern, sondern weil ich es besser wissen und können müsste, sündige ich gegen den Herrn. Obwohl Er mir alle Ratschläge und Unterstützung gibt, die ich brauche, um meine „Zunge zu bändigen“ (Jakobus 3,8). Ich muss Seine Hinweise ernst nehmen und die Kraft Seines Geistes in mir wirken lassen. Menschliche Ratschläge haben dagegen so gut wie keine Wirkung bei mir. Noch nie habe ich es geschafft, `bis zehn zu zählen´ oder `ein paar Schritte an die frische Luft zu gehen´, um nicht durch vorschnelle und schlechte Äußerungen einen anderen und damit mich selbst „zu beschmutzen“ (Jakobus 3,6).

In den Sprüchen im Alten Testament gibt Gott uns viele Informationen, wie sich unsere Rede auswirken kann. Unser Schöpfer gibt uns dabei gleichermaßen Warnungen, als Dummkopf und Schadensverursacher dazustehen und Motivation, wohltuend und friedlich zu wirken.

Im Neuen Testament allerdings stellt Gott uns dar, wie wir Ihm durch unser Reden und durch unser Nicht-Reden zeigen können, dass wir als “Menschen nach [Seinem Bild] geschaffen sind“ (Jakobus 3,18). Indem ich die Macht der Sprache durch Gottes Augen betrachte und respektvoll nach Seinen Anweisungen damit umgehe, bekomme ich die Chance, Seinen Plan für uns Geschöpfe umzusetzen. Und ich bekomme die Gelegenheit, als Christ in meinem Charakter zu wachsen. Wenn ich mir von Paulus raten lasse „Lasst den Geist Gottes euer Leben bestimmen, dann könnt ihr den Begierden in euch widerstehen“ (Galater 5, 16), dann hat Gott versprochen, in mir Frucht wachsen zu lassen: Liebe, Freude, Frieden Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue und Selbstbeherrschung. Jeder Teil dieser Frucht kann durch Worte ausgedrückt werden oder ist Auslöser für das Zurückhalten der Worte!

Gott weiß es am besten. Ich kann nur mir selber und meinen Schwestern den Rat geben, „da, wo es nötig ist, ein gutes Wort [zu haben], das weiterhilft und allen wohltut“ (Epheser 4,29). Oder mit der Unterstützung des Geistes nicht zu reden. Die Erfahrungen, es geschafft zu haben, zu schweigen, sind für mich oft schon sehr glückliche und erleichternde Erfahrungen gewesen. Obwohl ich mich oft gedrängt fühle, mit einer Äußerung einfach nur die Fakten zu vervollständigen oder eine Sache fair darzustellen - was aber völlig unnötig und verletzend sein kann - habe ich es mit Seiner Hilfe geschafft, darauf zu verzichten. Wie überrascht war ich dann, wenn durch mein Schweigen eine andere Person etwas sehr Nützliches oder etwas Liebevolles sagte, was durch meine Worte verhindert worden wäre.                                        

Oder es trat einfach Frieden ein. Diese wunderbare Erfahrung mit der Macht der Sprache wünsche ich mir und meinen Schwestern immer wieder.



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